23. August 2022

 

IG Handarbeiten - Die Klöppelgruppe zum Tagesausflug in Werder

 

Unsere Klöppelgruppe machte sich am 23. August 2022 mit öffentlichen Verkehrsmitteln auf den Weg in die Stadt Werder, um den Weinanbau aus nächster Nähe zu betrachten. Wir wählten einen Weinberg der Fa. Dr. Lindicke aus, den Wachtelberg.


In der Tourist-Information versorgten wir uns mit Karten- und Informationsmaterial. So fühlten wir uns gut gerüstet, um die Sehenswürdigkeiten des Obstbauern-Städtchens im Grünen und am Wasser zu erkunden. Die Sonne strahlte von einem blauen Himmel und der Rest des angebrochenen Tages versprach, schön zu werden.

 

Wir nahmen den kürzesten Weg zur Insel, auf der sich der Kern der historischen Altstadt befindet. Bei einem Blick von der Inselbrücke grüßten uns schon zwei weithin sichtbare Baudenkmäler, die Heilig-Geist-Kirche und die Flügel der Bockwindmühle.

 

An dem Ufer der Föhse, trafen wir auf ein italienisches Eiskaffee. Dem wunderschön gelegenen Gartenrestaurant konnten wir einfach nicht widerstehen.

Nach unserer kleinen Kaffeepause erreichten wir die Bockwindmühle. 1985 wurde diese Mühle gekauft und wieder aufgebaut, weil die Bürger der Stadt die 1973 abgebrannte, baugleiche Bockwindmühle ersetzt haben wollten. Andere Sehenswürdigkeiten waren der Alte Marktplatz und die 300 Jahre alte Bergamotte aus der Nähe. Dann eroberten wir den Wachtelberg. Im Weinberg angekommen, sahen wir uns die unterschiedlichsten Weinsorten an. Die satten Farben der Beeren luden zum Kosten ein, aber wir hielten uns zurück. Auf dem höchsten Punkt des Weinbergs, dem Aussichtsturm, wurde uns erst die Größe des Weinanbaugebietes bewusst. Ein Rundblick auf die Landschaft unterhalb des Weinbergs war ebenfalls sehenswert.

Als wir uns an der Landschaft und dem Weinberg satt gesehen hatten, gönnten wir uns einen kleinen Imbiß in der Weintiene, dem Ausflugsrestaurant der Fa. Dr. Lindicke. Als Mitbringsel nahm der Eine oder Andere eine Flasche Wein der Firma mit.


Wein war als Obst für den sofortigen Verbrauch, als belebendes und berauschendes Getränk, schon in der Antike bekannt. Wer kennt nicht aus der römischen Mythologie Bacchus (griech. Dionysos), den Gott des Weines, mit dem Füllhorn oder dem Weinbecher in der Hand. Die Griechen und nicht zuletzt die Römer sorgten dafür, dass sich die Kulturpflanze Wein über Südeuropa ausbreitete. Wein, davon besonders der rote Wein als alkoholisches Getränk, hatte und hat noch heute eine besondere Bedeutung in der christliche Liturgie. Mit der Ausbreitung des christlichen Glaubens kam der Wein über zahlreiche Klöster nach Mitteleuropa. Die Mönche des Zisterzienser Ordens kultivierten den Wein als Kulturpflanze um das Jahr 1317 in Werder. Zum Kloster gehörten Ländereien, vermutlich auch die sonnigen bergigen Lagen der Stadt Werder außerhalb der Inselsiedlung, u.a. der Wachtelberg.

 

Der Weinbau in Werder blühte bis in die erste Hälfte des 18. Jahrhunderts. Von 120 Einwohnern des kleinen Städtchens waren 30 Bürger Weinmeister. Sie bewirtschafteten eine Weinbergfläche von ca. 100 ha auf verschiedenen bergigen Lagen um und in Werder. Sie sollen jährlich ca. 1650 hl Wein gekeltert haben. Nach dem harten Winter im Jahr 1739/40 wurde der Weinanbau vom Preußen–König untersagt. Der König entschied, es ist anstelle von Wein Getreide anzubauen. Proteste halfen nichts, es blieb dabei und die Werderaner mussten sich umorientieren. Es wurde auf Obstanbau gesetzt, aus Weinmeistern wurden Obstzüchter. Nur eine kleine Fläche der Weinberge blieb für den Anbau von Tafeltrauben (Beerenobst) erhalten, die in Potsdam und Berlin die Tafeln bereicherten.

Der Weinanbau wurde in Werder nie gänzlich eingestellt, auch nicht zur Zeit der damaligen DDR. Mir ist bekannt, dass der nördlichste Weinberg der DDR der Wachtelberg war. Mit dem Jahr der Wiedervereinigung der beiden deutschen Staaten erlebte Werder den einschneidenden Niedergang des Obstanbaus. Wir erinnern uns noch daran, wie die entwurzelten Obstbäume von den Obstbaumplantagen rund um Werder, in der Nähe der Autobahn lagen. In Werder indessen besann man sich, die noch vorhandenen Weinstöcke auf dem Wachtelberg wieder professionell zu beleben und den Weinanbau voranzutreiben Inzwischen gibt es wieder mehr und mehr Weinberge in und um Werder.

Der Weinbau in Werder ist bekannt geworden durch die Firma Dr. Lindicke. Mit der Auswahl der Weinsorten, der Auswahl des Erntezeitpunktes und dem Anbau in unterschiedlichen Mengen, will man flexibel auf die äußeren klimatischen Bedingungen und Einflüsse reagieren. Seit dem Jahr 2012 gibt es eine eigene Kelterei, die die geernteten Trauben selbst zu Tafelweinen unterschiedlicher Qualitäten und Farbabstufungen verarbeiten kann.

Ein Beitrag unseres Vereinsmitglieds L. Göllnitz

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